Teil 2
Argentinien
PUERTO IGUAZO UND DIE WASSERFÄLLE
28. bis 30. Dezember
Zwei Wochen waren wir unterwegs - zwei Wochen in Argentinien. Es war wunderbar. Viel haben wir erlebt, viel Neues kennengelernt, viele liebe und aufgeschlossenen Freunde getroffen. Davon hier ein kurzer Bericht.
Eigentlich waren wir viel länger in Argentinien. Am 28. Dezember haben wir Lucas und Fabian nach Foz du Iguacu in Brasilien gebracht. Von dort sind sie zurück nach Deutschland geflogen.
Wir sind dann über die nahe gelegene Grenze nach Puerto Iguazu in Argentinien gefahren (zwei Stunden Stau an der Grenze).
Diese Stadt liegt am Zusammenfluss von Rio Iguazu und Rio Parana im Dreiländereck Paraguay (links), Brasilien (rechts oben) und Argentinien (Vordergrund).
Es war sehr eindrucksvoll, am Abend hier zu sein und ein Schauspiel an Farben, Tönen - vom brasilianischen Ufer herüber erklang Händels Feuerwerksmusik - und menschlichen Emotionen zu erleben.
Abkühlung gab es am Garganta del Diablo, dem Teufelsschlund, aus dem ab und zu eine abkühlende und alle beregnende Wasserdampfwolke aufstieg.
Nach zweit tagen sind wir wieder durch die grüne Provinz Misiones zurück nach Hohenau gefahren. Spannend war die Überfahrt mit der Fähre über den zwei Kilometer breiten Parana.
BUENOS AIRES - VILLA GENERAL BELGRANO - SALTA
7. bis 21. Januar
Am 7. Januar sind wir von Posadas nach Buenos Aires geflogen. Es war schön, nach fast zwei Jahren wieder diese Stadt zu besuchen. Diesmal war es aber ganz anders. Damals hatten wir ein festes Programm mit engem Zeitplan und kaum Zeit für die Stadt.
Diesmal konnten wir selbst bestimmen, was wir machen. Neben Stadterkundungen standen drei Besuche auf dem Programm.
Gewohnt haben wir in einer netten kleinen Wohnung im Stadtteil Palermo, mitten im normalen Alltag der Porteños, der in Buenos Aires Geborenen. Hier gibt es viele kleine Geschäfte, Handwerker, Cafes, Bars und Restaurants. Schnell haben wir uns auch an die Fahrten mit Bus und U-Bahn gewöhnt.
Eine Woche waren wir in Buenos Aires. Es war wunderbar, diese lebendige, bunte und oft auch sehr widersprüchliche Stadt zu erleben. Viel haben wir gesehen, das Zentrum mit wunderbarer Architektur aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, mittendrin der berühmte Obelisk. Dann war da das pittoreske Viertel San Telmo mit alten Häusern, der eindrucksvollen Markthalle und Tango auf der Straße. Im vornehmen Stadtteil Recoleta hat mich besonders das Museo de Bellas Arte mit weltberühmten Gemälden beeindruckt. Wir haben das unglaublich schöne Cafe Tortoni und die eindrucksvolle Buchhandlung El Ateneo genosen.
Vieles ließe sich noch nennen. Hier in paar Bilder:
In dieser Zeit haben wir uns mit drei besondere Menschen getroffen.
An einem Tag waren wir im Kirchenamt der Iglesia Evangélica del Río de la Plata (IERP).
Dorthin hatte uns unser Freund Ricardo Schlegel, Generalsekretär der IERP, eingeladen. Viel hat er über das Leben in dieser evangelischen Kirche erzählt, die sich übder die Länder Argentinien, Uruguay und Paraguay erstreckt.
Einige Tage später haben wir Beate Fiedler in Martinez besucht. Bei ihr haben wir vor zwei Jahren gewohnt. Ihr Mann war viele Jahre Vorsitzender der Deutschen evangelischen Gemeinde in Buenos Aires. Sie selbst ist bis jetzt trotz ihres hohen Alters immer noch aktiv am Leben der Gemeinde Martinez beteiligt. Es war ein sehr schöner Nachmittag bei ihr.
Ein dritter Besuch, ebenfalls in Martinez, stand am Tag vor unserer Abreise auf dem Programm. Wir haben den derzeitigen deutschen Pfarrer, der mit seiner Frau in der Deutschen Evangelischen Gemeinde in Buenos Aires tätig ist, getroffen.
Frank Lessmann-Pfeifer berichtete davon, wie sich die Gemeinde verändert, was es Neues gibt und wie sie sich aus seiner Sicht zukünftig entwickeln kann.
Von Buenos Aires ging es dann mit dem Nachtbus über 800 km nach Villa General Belgrano in der Nähe von Cordoba (2 Mill. Einwohner).
Die Fahrt dauerte etwa 11 Stunden und war einigermaßen angenehm, weil die Sitze zum Bett umgeklappt werden konnten und man bequem liegen konnte. Nur die Klimaanlage war etwas zu kühl.
In dem sehr beliebten Ferienort Villa General Belgrano haben wir Carolinas Großcousin, meinen Kollegen Waldemar von Hof besucht. Es war mir eine besondere Freude, ihn hier zu treffen und seine Gemeinde ein wenig kennenzulernen.
Waldemar und seine Frau waren wunderbare Gastgeber und haben uns - soweit das in der kurzen Zeit möglich war - einiges von der Umgebung und vom Ort gezeigt. Besonders schön fand ich es in La Cumbrecita, einer schweizer Ortsgründung, in der man sich wirklich fast wie in der Schweiz fühlte.
La Cumbrecita
La Cumbrecita
Waldemar ist seit zwei Jahren Pastor in diesem Ort. Die ursprünglich deutsche evangelische Gemeinde hat etwa 200 Mitglieder, die zum Teil Nachfahren der Besatzung des Panzerkreuzers Admiral Graf Spee sind. Das Schiff wurde im Rio de la Plata vom Kapitän versenkt, damit es nicht in die Hände der Alliierten geriet.
Etwa 200 Mann Besatzung ließen sich dann hier nieder.
Es gibt eine kleine, aber evangelische Kirche, in der an jedem Sonntag Gottesdienst gefeiert wird. Im Ort gibt es ein Altersheim, in dem einige Deutsche oder Deutschstämmig leben. Hier gibt es jeden Freitag eine Andacht.
In diesem Heim haben wir Pastor in Ruhe Dieter Tews und sein Frau Catalina Stefan kennengelernt. Es war ein sehr informativer und unterhaltsamer Abend.
Waldemar und Renate haben uns nach drei Tagen bei strömendem Regen zum Flughafen Cordoba gebracht. Mit dem Flugzeug ging es tausend Kilometer nach Norden.
Seit langem habe ich davon geträumt, Salta zu besuchen. Diesen Traum haben wir Realität werden lassen. Die auf 1250 Meter Höhe liegende Stadt empfing uns mit wunderbarem Wetter und machte Ihrem Namen - Salta la linda; Salta die Schöne - alle Ehre. Umgeben von majestätischen, über 3000 Meter hohen Bergen kann man hier die koloniale Vergangenheit nacherleben.
Wir unternahmen einen Tagesausflug hinaus in die Anden auf 3500 Meter Höhe. Ziel war das kleine Städtchen Cachi. Es ging über unzählige Kurven auf endlos scheinenden Serpentinenstraßen über einen Pass und eine weite Hochfläche mit tausenden großen Kakteen. Unterwegs sahen wir Alpakas, aus deren Wolle die Einheimischen warme Ponchos und Decken herstellen.
Das war wirklich ein ganz besonderes Erlebnis, für das ich sehr dankbar bin und mich lange daran erinnern werde.
Am letzten Tag fuhren wir mit der Seilbahn auf den Stadtberg, den San Bernardo. Von dort hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt und die Umgebung.
Am Abend dieses Tage bestiegen wir wieder ein Bus. Uns erwartete eine 18stündige Fahrt ins 1150 km entfernte Posadas, der Grenzstadt zu Paraguay, von wo aus es nur etwa 60 km bis nach Hohenau sind, wo Carolinas Eltern wohnen.
Eine fantastische Reise durch einen nur kleinen Teil des riesigen Landes Argentinien ging zu Ende. Wir kommen ganz gewiss wieder.
Asunción
29. Januar bis 3. Februar
Diesmal haben wir uns mit dem Auto auf den Weg gemacht. Für die knapp 400 km haben wir mit Pausen fast 10 Stunden gebraucht, weil die Straßen nicht immer gut ausgebaut sind und oft langsam fahrende LKW's die Fahrt behindern.
Wir haben in einem etwas morbiden Hotel gewohnt, das in den 90er Jahren sicherlich mal richtig toll war. Aber das Personal war super freundlich und wir hatten zu einem sehr günstigen Preis eine Suite zur Verfügung.
Asuncion habe ich als sehr zwiespältige Stadt erlebt. Neben Reichtum viel Armut, neben supermodernen Bauten viele baufällige Häuser, neben unglaublichen Shoppingmalls löchrige und holprige Straßen.
Noemi, Carolinas langjährige Freundin und Ricardo haben uns viel von der Stadt und dem Umland gezeigt.
Pantheon in Asuncion
Grablege und Gedenkort für berühmte paraguayische Persönlichkeiten
Noemi und Ricardo haben uns die beiden Städte San Bernadino und Areguá gezeigt. Beide Orte liegen am Lago Ypacaraí. San Bernadino ist eine schweizer-deutsche Gründung von etwa 1880 und heute ein beliebter Ferienort der Großstädter aus Asuncion. Areguá ist ein kleines Städtchen, das sich seinen kolonialen Charme größtenteils bewahrt hart. Hier gibt es viele Töpfereien, die mehr oder weniger schöne Töpferwaren anbieten.
Sehenswert war auch das Haus, in dem sich am 14. Mai 1811 einige Politiker und Militärs trafen und sich verabredeten, für Paraguay die Unabhängigkeit zu erkämpfen. Von hier aus zogen sie los, um den spanischen Gouverneur abzusetzen und gefangen zu nehmen.
Das Haus ist eines der ältesten noch erhaltenen in Asuncion. Es wurde 1773 errichtet.
Angesehen haben wir uns in diesen Tagen noch ein anderes altes Anwesen, die Manzana de la Rivera, den Präsidentenpalast und den alten Bahnhof, der seit 1996 nicht mehr in Betrieb ist (es gibt in ganz Paraguay keine Eisenbahn mehr) und jetzt als Museum besichtigt werden kann. Sehr eindrucksvoll war ein Konzert am Sonntagabend. Auf dem Platz der Verschwundenen (zur Erinnerung an die während der Herrschaft des Diktators Strössner von 1956 bis 1989 verschwundenen Menschen) fand ein Konzert für die Demokratie statt. Die Musik, die das große Orchester spielte (ein staatliches, ein Polizei- und ein Militärorchester gemeinsam), war überaus emotional, mit viel lateinamerikanischem Pathos, gemischt mit einer großen Portion von paraguayischem Patriotismus. Sehr interessant.
Manzana de la Rivera
unerwarteter Besuch
Bahnhof Asunción
Am Samstag waren wir abends bei lieben Freunden, bei Hiebers eingeladen. Mit uns zu Gast waren Claudia und Michael Nachtrab so wie Holger und Maria Scherf.
Michael ist mein Kollege hier in der evangelischen Gemeinde in Asuncion. Holger war bis 2024 deutscher Botschafter in Paraguay. Das war ein richtig schöner Abend mit angeregten Gesprächen über Theologie, Politik und allgemein über das Leben in Paraguay.
Am Sonntag sind wir dann - sehr früh, um 9 Uhr - zum deutschen Gottesdienst gegangen. Die evangelische Kirche - die Gemeinde wurde um 1890 von deutschen Einwanderern gegründet - liegt auf einem weitläufigen, mit vielen Bäumen bestandenen Bäumen in einem ruhigen Stadtviertel von Asuncion.
Der Gottesdienst wurde von Michael auf Deutsch gehalten. Das und die frühe Stunde erklären wohl auch den übersichtlichen Besuch von 12 Personen. Aber es war schön.
ABSCHIEDE
Nach einer reichlichen Woche ging es dann wieder zurück nach Hohenau zu Carolinas Eltern. Die letzten Wochen hatten wir für die Familie eingeplant und das war gut so.
Am Samstag, 15. Februar sind wir zu viert zum 150 km entfernten Wasserkraftwerk Yacyretá gefahren. Es gibt zwei solcher Sperrwerke in Paraguay und die sind riesig. Yacyretá ist ein Gemeinschaftsprojekt mit Argentinien.
Als wir fast am Ende der Führung angekommen waren, erhielten wir die Nachricht, dass Carolinas Vater ganz plötzlich gestorben war. Ein Schock für uns alle. Morgens hatten wir uns noch fröhlich verabschiedet und als wir zurückkamen, war er nicht mehr am Leben.
Silvio wurde dann am Nachmittag aufgebahrt und Familie, Verwandte, Freunde und Nachbarn kamen, um sich zu verabschieden.
Helga, meine Schwiegermutter bat mich, die Beerdigung zu übernehmen. Das habe ich mit etwas Aufregung auch übernommen. Am nächsten Tag um halb zehn war dann die Trauerfeier. Viele, viele Menschen waren gekommen, um Abschied zu nehmen. Ich habe dann tatsächlich alles auf Spanisch gesagt, vielmehr vorgelesen. Eine neue Erfahrung.
In aller Trauer war es tröstlich, dass wir da waren und auch noch Zeit hatten, bis zu unserer Abreise.
Drei Monate voller intensiver Erlebnisse und Erfahrungen liegen hinter uns. Am kommenden Dienstag fliegen wir von Foz du Iguazu (Brasilien) über Sao Paulo und Zürich zurück nach Deutschland.
Das tun wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zum einen bewegt uns noch immer der plötzliche Tod und endgültige Abschied von unserem Vater Silvio Lescano Brönstrup. Zum anderen ist es nicht leicht, sich nach so langer Zeit hier und der Eingewöhnung zu verabschieden. Aber wie sagt Hermann Hesse in seinem berühmten Gedicht:
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Also schauen wir nach vorne und freuen uns auf das, was uns erwartet und stellen uns auch allen Herausforderungen, die auf uns zukommen.
Das Erlebte bringen wir mit und es hat uns verändert. Die vielen neuen Eindrücke werden wir nicht vergessen. Wir sind dankbar für alles und auch dafür, dass wir in allem behütet worden sind. Das ist nicht selbstverständlich.
Dankbar sind wir ganz besonders auch unserer Familie in Paraguay und allen Freundinnen und Freunden hier und in Argentinien. Ihr habt so gut für uns gesorgt und uns so gastlich aufgenommen. Tausend Dank dafür.
Nun hoffen wir auf eine gut Rückreise. Bis bald - hier oder dort.
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